Archive of Silence dokumentiert das strukturelle Silencing von Palästina-Solidarität in Deutschland – mit besonderem Fokus auf Kunst, Kultur und Medien. Seit Oktober 2023 haben wir über 200 Vorfälle erfasst: von Verboten und Absagen über Diffamierungskampagnen bis hin zu Zensurmaßnahmen. Diese Daten bestätigen: Es handelt sich nicht um Einzelereignisse, sondern um ein strukturelles Muster von Unterdrückung und Rassismus. Zwar hat sich die Situation seit Herbst 2023 verschärft, doch der Versuch, palästinensische Identität und Solidarität mit Palästina in Deutschland zu unterdrücken, hat eine lange Geschichte und dient dem Zweck, Zustimmung für den israelischen Siedlerkolonialismus und die Apartheid herzustellen. Auf dieser digitalen Plattform sammeln wir Fälle, die öffentlich geworden sind. Wir sammeln auch anonyme Einsendungen. Wir archivieren, weil unabhängiger Journalismus in Deutschland erneut versagt.

Archive of Silence macht sichtbar, wie Repression gerade dort greift, wo Freiheit beschworen wird: in Kulturinstitutionen, an Universitäten, in Museen, Galerien, auf Festivals und in Redaktionen. Ausgerechnet Einrichtungen, die sich auf Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit, Transparenz, Pluralität und Menschenrechte berufen, tragen maßgeblich zum Silencing bei. Sie fügen sich der staatlichen Linie und rechtfertigen diese – selbst dann wenn diese Linie einen per Live-Stream übertragenen Völkermord ermöglicht. Dies ist keine neue Erkenntnis, sondern entlarvt eine Wahrheit, die schon immer da war: Institutionen – ob staatlich finanziert oder privat – handeln in der Praxis häufig im Sinne der herrschenden Staatsräson. In Deutschland ist dies ein Staat, der zweitgrößter Waffenlieferant Israels ist.

Wir sammeln sowohl prominente als auch übersehene Fälle, um die dahinterliegenden Strukturen sichtbar zu machen. Einzelpersonen können ihre eigenen Fälle einreichen und dabei anonym bleiben, da wir uns der Risiken bewusst sind, die mit einer öffentlichen Äußerung verbunden sind. Alle Informationen werden mit Sorgfalt behandelt; veröffentlicht wird nur das, womit die Einreichenden einverstanden sind. Was in diesem Archiv erscheint, ist nur die Spitze des Eisbergs. Ein Rückgang der Zahl der sichtbaren Fälle im Laufe der Zeit bedeutet keine Entspannung der Lage, sondern zeigt nur, wie sich die Unterdrückung normalisiert hat, weniger „nachrichtenwürdig” geworden ist und in verdeckte Formen übergeht: stilles Blocklisting und präventive Ausschließung von Menschen, die für Palästina-Solidarität bekannt sind. Das Archiv wird fortlaufend aktualisiert.

Unser Ziel ist Aufklärung und praktische Unterstützung: belastbare Daten für rechtliche Schritte, unabhängiges Monitoring, Berichterstattung und Advocacy. Wir schaffen eine Grundlage für Forderungen nach Rechenschaft und Gerechtigkeit und sichern Belege für systematisches Silencing und institutionellen Rassismus. Jede öffentliche Eintragung belegen wir mit Quellen – Artikeln, Stellungnahmen, Dokumenten.

Wir archivieren, weil deutsche Medien und Institutionen versagen. Unabhängiger Journalismus ist selten und das Silencing bleibt meistens undokumentiert. Indem wir dieses Archiv gemeinsam mit eurer Hilfe aufbauen, wehren wir uns gegen die Unterdrückung, unterstützen die Betroffenen und bewahren Beweise für die Zukunft. Für einen sektorübergreifenden Überblick jenseits unseres kulturellen Fokus: Index of Repression. Für Fälle aus Österreich: das Archive of Austrian Repression and Complicity, ein kollaboratives Projekt zur Dokumentation der Repression gegen Palästina-Solidarität in Österreich.