| Nr. | Datum der Silencing | Institution | Verstummte Person / Organisation | |||||||||||
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| 20.10.2023 | Axel Springer Verlag | 23-10-20_Kasem Raad | ||||||||||||
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Summary:
Axel Springer entlässt den libanesischen Auszubildenden Kasem Raad wegen dessen Infragestellung der Pro-Israel-Haltung des UnternehmensAm 20. Oktober 2023 wurde der libanesische Auszubildende Kasem Raad von Axel Springer entlassen, nachdem er die Pro-Israel Politik des Unternehmens über interne Kanäle in Frage gestellt und ein Video auf YouTube veröffentlicht hatte, in welchem die Behauptung des israelischen Militärs über die Enthauptung von Babys durch die Hamas am 7. Oktober bestritten wird. Der 20-Jährige hatte Anfang September eine dreijährige Multimedia-Ausbildung beim TV-Sender des Unternehmens, WELT TV, begonnen. Am 7. Oktober veröffentlichte die Axel-Springer-Redaktion einen Artikel mit dem Titel „Wir stehen an der Seite Israels“ im firmeninternen Nachrichtenforum. Um Klarheit über die Position des Unternehmens zu erhalten, schickte Raad am 11. Oktober eine private Nachricht an einen Mitarbeiter, der das interne Forum betreute, und fragte: „Warum unterstützt Axel Springer Israel?“. Da er keine Antwort erhielt, stellte Raad am nächsten Tag dieselbe Frage erneut unter dem Israel-Artikel im Nachrichtenforum. Diese Aktion führte zu einer Reihe wütender Kommentare und Raad wurde zu einem Gespräch mit seinem Manager vorgeladen. Zwei Tage später wurde Raad zu einem weiteren Gespräch mit Adib Sisani, dem Kommunikationschef von Axel Springer, berufen, der ihn ermahnte, sich nicht gegen die Linie des Unternehmens zu stellen. Am 18. Oktober lud Raad auf seinem persönlichen Youtube-Kanal ein Video hoch, welches die virale Meldung entkräften sollte, die Hamas habe bei ihrem Angriff Babys enthauptet – eine Behauptung, die bis heute nicht bestätigt wurde. Am 20. Oktober wurde er zu einem weiteren Gespräch einbestellt und erhielt ein Kündigungsschreiben. Obwohl das Kündigungsschreiben keinen Grund für seine Entlassung enthielt, berichtete Raad gegenüber The Intercept, dass die Geschäftsleitung während des Treffens ausdrücklich seine Fragestellungen und das Video als Begründung für ihre Entscheidung angeführt habe. Axel Springer ist ein multinationales Medien- und Technologieunternehmen mit Tochtergesellschaften wie BILD, WELT, B.Z., Politico, StepStone und Upday. Die Bekenntnis des Unternehmens zu Israel ist in seinem Leitbild verankert, das fünf wesentliche Grundsätze enthält, unter anderem das „Existenzrecht des Staates Israel“. Darüber hinaus verpflichten sie sich zu „Freiheit“, „Demokratie“ und lehnen laut ihren Grundsätzen „politischen und religiösen Extremismus und jede Art von Rassismus und sexueller Diskriminierung ab“. Raad zufolge priorisierte das Unternehmen seine Grundsätze selektiv: „Ich finde die ganze Situation wirklich ironisch. Eines der Grundprinzipien von Axel Springer sind die Grundsätze von Freiheit und Demokratie. [...] In meinem Fall haben sie alle ihre eigenen Grundsätze ignoriert und ihre Unterstützung für Israel über alles andere gestellt.“
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