| Nr. | Datum der Silencing | Institution | Verstummte Person / Organisation | |||||||||
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| 02.11.2023 | Universität Kassel | 23-11-02_Group of Students | ||||||||||
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Summary:
Präsidentin der Universität Kassel beendet eine auf dem Campus stattfindende Gedenkfeier für einen in Gaza getöteten Studenten abruptAm 2. November 2023 hielt eine Gruppe von Studierenden der Universität Kassel eine Gedenkveranstaltung für ihren Kommilitonen Yousef Shaban ab, der am 24. Oktober in Gaza durch israelische Luftangriffe getötet wurde. Die Trauerfeier wurde von der Universitätspräsidentin abrupt unterbrochen und beendet. Die Zeremonie, an der rund 150 Personen teilnahmen, wurde ursprünglich von der Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ute Clement genehmigt. Sie erlaubte die Veranstaltung allerdings nur unter der Auflage, „dass es nicht zu einer politischen Kundgebung kommt“. Die gesamte Zeremonie fand unter Polizeipräsenz statt. Nachdem Clement sie dazu aufforderte, nahmen die Studierenden ihre Kufiyas ab und legten ihre palästinensischen Flaggen beiseite. Die Bestrebungen der Präsidentin nach einer unpolitisch gehaltenen Gedenkfeier scheiterten, als einer der Studierenden eine Rede auf Englisch hielt, in der er Israel als Verursacher von Schabans Tod bezeichnete und über die Verantwortung des imperialen und kolonialen Systems sprach. Clement versuchte, die Rede zu unterbrechen, doch der Studierende fuhr fort und kritisierte die Universität dafür, dass sie keine Stellung zum Massaker in Gaza beziehe und mit der Unterbrechung der Rede die akademische Freiheit behindere. Clement verschwand und kehrte zurück, während Brigitte Domes, Vorsitzende der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, eine Rede hielt. Die Universitätspräsidentin schaltete das Mikrofon aus, als Domes gerade die jüdische Journalistin Amira Hass aus ihrem offenen Brief an den Bundeskanzler Olaf Scholz zitierte. In diesem Brief kritisierte Hass die deutsche Regierung für ihre „vorbehaltlose Unterstützung eines Israels, das besetzt, kolonisiert“. Trotz Beschwerden der Studierenden beendete Clement die Veranstaltung in diesem Moment. Mustfa Saleh, von der Hochschulgruppe Unidiversität und Organisator der Veranstaltung, brachte seine Enttäuschung zum Ausdruck: „Wir haben einen Freund verloren. [...] Yousef Shaban ist nicht wegen einer Naturkatastrophe gestorben. Man muss über die Hintergründe reden.“ Ein anderes Gruppenmitglied, Wissam Fakher, wies auf eine pro-israelische Veranstaltung hin, die einige Tage vor der Zeremonie stattfand, bei der israelische Flaggen aufgehängt und Materialien verteilt wurden, die behaupteten, die Nakba habe nicht stattgefunden. „Diese Handlungen wurden nicht kriminalisiert und sogar von der Universität unterstützt. Wir fordern lediglich, dass alle Studierenden der Universität Kassel das Recht haben, ihre politische Meinung frei zu äußern.“ Die Universität gab noch am selben Tag eine Stellungnahme ab, in der es hieß, die Organisator:innen hätten ihr „Vertrauen missbraucht“. Yousef Shaban wurde im Alter von 33 Jahren zusammen mit seiner Frau und einem seiner drei Kinder getötet. Seine beiden anderen Kinder befinden sich in einem Krankenhaus.
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