Crowdsourced-Archiv, das die zum Schweigen gebrachten Stimmen in Deutschland dokumentiert.
Nr. Datum der Silencing Institution Verstummte Person / Organisation
31.01.2024 Evangelische Akademie Frankfurt 24-01-31_Combatants for Peace, Osama Elewat & Rotem Levin
Summary:

Evangelische Akademie Frankfurt löscht Aufzeichnung einer Dialogveranstaltung mit Combatants for Peace wegen „antisemitischer Äußerungen“

Am 24. Januar 2024 organisierte die Evangelische Akademie Frankfurt eine Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Wege zum Frieden für Israel und Palästina“ mit Osama Elewat und Rotem Levin, zwei Mitgliedern von Combatants for Peace (CFP). CFP ist eine preisgekrönte Organisation von Palästinenser:innen und Israelis, die sich „mit gewaltfreien Mitteln für den Frieden einsetzen“. Die Veranstaltung wurde live gestreamt und eine Aufzeichnung wurde zunächst veröffentlicht. Diese wurde jedoch kurz darauf von der Akademie wieder entfernt.

In einer öffentlichen Stellungnahme vom 31. Januar 2024 berief sich die Akademie auf die „berechtigte Kritik“, die Veranstaltung habe „antisemitische Narrative bedient, die in dieser Weise nicht unkommentiert im Raum stehen bleiben können“. Die Akademie erklärte, sie habe das Video offline genommen, „um die darin enthaltenen antisemitischen Narrative, Motive und Positionen nicht weiter zu verbreiten“. Ein Mitorganisator der Veranstaltung, Rheinmetall-Entwaffnen RheinMain, äußerte „Erstaunen” über die Begründung: „Der Vorwurf des Antisemitismus gegen die Freunde von Combatants for Peace ist unsäglich und darüber hinaus für die beiden, die ja nach Israel zurückkehren, bedrohlich.“ Rheinmetall-Entwaffnen zitierte außerdem eine Antwort der Akademie, in der die Akademie ihre Entscheidung zur Löschung des Videos mit „Äußerungen von Osama Elewat und Rotem Levin, die den Staat Israel als Apartheidstaat kennzeichnen, gegen den Widerstand nötig ist“, begründete.

Rheinmetall-Entwaffnen RheinMain hat eine englische Mitschrift und eine deutsche Übersetzung der Veranstaltung zur Verfügung gestellt, in der Osama und Rotem ihre persönliche Geschichte als Palästinenser und Israeli schildern. Osama definierte seine Lebenssituation folgendermaßen: „Wenn jemand, der fünf Minuten von mir entfernt wohnt, andere Rechte, andere Gesetze und andere Nationalitäten hat – alle Rechte, und ich nicht –, dann ist das Apartheid.“ Ein:e Zuhörer:in äußerte sich schockiert über die Verwendung dieses Begriffs, der „unglaublichen Widerwillen und keine Sensibilität im Gespräch füreinander und miteinander“ bewirke, und forderte eine „sensiblere Sprache”.

Rotem verteidigte den Begriff Apartheid und verwies darauf, dass er von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen verwendet werde. Er führte darauf hin die Infrastruktur, Freiheiten und Rechte auf, die er als Israeli genieße und die Palästinenser:innen wie Osama nicht besäßen, und sagte, dass er „zu 100 % mit [den Menschenrechtsorganisationen] übereinstimme“. Er betonte außerdem die Notwendigkeit, „die Dinge beim Namen zu nennen“, auch auf die Gefahr hin, als antisemitisch abgestempelt zu werden, als Schritt zur Anerkennung der Geschehnisse, um sie zu „korrigieren“ und „Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Sicherheit für alle“ zu erreichen.

Place of Silencing: Frankfurt am Main
Type of Institution: Education & Research Institutes
Institution: Evangelische Akademie Frankfurt
Identity of Silenced Person: BIPoC, Palestinian / Palestinian heritage, Jewish / Jewish heritage
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