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Nr. Datum der Silencing Institution Verstummte Person / Organisation
19.02.2024 Haus am Lützowplatz 24-02-19_Mohammad Shawky Hassan
Summary:

Direktorin des Haus am Lützowplatz lehnt Mohammad Shawky Hassans Installation wegen rot-grün-schwarzer Farbpalette und arabischer Typografie ab

Vor einigen Monaten wurde ich eingeladen, an der Gruppenausstellung für die Empfänger:innen des Arbeitsstipendiums 2023 des Berliner Senats teilzunehmen, die am Freitag, den 1. März 2024, im n.b.k (Neuer Berliner Kunstverein) und im Haus am Lützowplatz eröffnet wird. Am 19. Februar wurde jedoch das Werk, das ich ausstellen wollte, von der Direktorin des Haus am Lützowplatz abgelehnt.

Die Direktorin lehnte meinen Vorschlag, Teile der Wand in Rot, Grün und Schwarz zu streichen, mit der Begründung ab, das Budget reiche nicht aus und die Zeit sei zu knapp. Sie war jedoch völlig einverstanden mit meinem ersten Vorschlag, alle Wände in Silber zu streichen, was mehr gekostet und mehr Zeit in Anspruch genommen hätte. Ich habe wiederholt nach den Gründen für die Ablehnung dieser Farben gefragt und bis heute keine Antwort auf meine Frage erhalten.

Als die Direktorin vom HaL darüber hinaus meine Skizze mit arabischer Schrift sah, die ich freiwillig mit ihr teilte, schrieb sie mir noch am selben Tag zurück, dass sie keine Wandbeschriftung zulasse, deren Inhalt nicht vorher mit ihr kommuniziert wurde und welche „die Mehrheit des Publikums nicht erkennen kann”.

Es ist eine Sache, im Rahmen eines Gesprächs über das Gesamtwerk um eine Übersetzung zu bitten, die ich gerne zur Verfügung gestellt hätte, und eine andere Sache, sie als Bedingung für das Ausstellen eines Werkes und dessen Freigabe durch HaL und seine „Kooperationspartner“ zu verlangen, was ich aus Prinzip kategorisch ablehne. Noch bedenklicher ist es, mir ausdrücklich zu sagen, dass „eine deutsche und englische Übersetzung des Werkes erforderlich ist“, da es sich um ein vom Senat gefördertes Projekt handele.

Es ist in der Tat traurig, Zensur und Paranoia gegenüber der arabischen Sprache und bestimmten Farben aus Gründen, die wir alle kennen, mit der „Verantwortung für die Besuchenden“ sowie für andere Künstler:innen in der Ausstellung zu kaschieren und Zeuge eines Moments zu werden, in dem arabische Schrift an der Wand so störend geworden ist, selbst wenn es sich bei der Arbeit um eine queere Lesart ägyptischer und libanesischer Promi-Talkshows handelt und meine Absicht darin bestand, das Ausmaß und die Geschichte dieses Formats zu zeigen, indem ich meinen Raum komplett mit Titeln von Fernsehsendungen oder Phrasen und Liedern einrahmte, die durch diese Sendungen populär geworden sind.

Diese Situation hätte vermieden werden können, wenn die Kuratorin mich einfach angerufen und gefragt hätte, worum es in meinem Text geht, aber es scheint, dass wir in diesem Land ein noch nie dagewesenes Maß an Misstrauen erreicht haben. Dennoch bin ich nach wie vor bereit, jedes einzelne Wort meines Textes und seine Beziehung zu meiner Arbeit zu verteidigen, sei es in dieser Installation oder im Allgemeinen.

Es ist in der Tat ironisch und sehr traurig, dass ein unübersetzter arabischer Text selbst für eine Ausstellung mit dem Titel A Home for Something Unknown zu viel geworden ist.

Place of Silencing: Berlin
Type of Institution: Arts & Culture
Institution: Haus am Lützowplatz
Identity of Silenced Person: BIPoC
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