Crowdsourced-Archiv, das die zum Schweigen gebrachten Stimmen in Deutschland dokumentiert.
Nr. Datum der Silencing Institution Verstummte Person / Organisation
22.02.2024 SAVVY Contemporary 24-02-22_Abu Hajar
Summary:

SAVVY Contemporary lehnt Rapper Abu Hajar als Redner für palästinensischen Filmabend aufgrund von Bedenken bezüglich staatlicher Finanzierung ab

Ich war im Rahmen des Savvy-Programms LET'S SIT DOWN TOGETHER AND TALK ABOUT A LITTLE CULTURE als Gastredner zu einer von Cinelogue und Savvy Contemporary organisierten Veranstaltung eingeladen, die am 22. Februar 2024 stattfinden sollte. Cinelogue wollte mit dieser Veranstaltung palästinensische Narrative außerhalb des Berlinale-Kontexts hervorheben. Wie mir ein:e Mitarbeiter:in mitteilte, äußerte Savvy allerdings nach der ursprünglichen Vereinbarung Bedenken darüber, dass das Programm „zu stark auf Palästina fokussiert“ sei. Sie hätten Bedenken hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf die staatliche Finanzierung.

Außerdem verlangte Savvy, dass mein Name als Rapper und Aktivist nicht im Programm genannt werden sollte. Sie bestanden auch darauf, dass ich aufgrund meines Boykotts des Pop-Kultur-Festivals im Jahr 2017 wegen der Verbindung des Festivals mit der israelischen Botschaft, nur als Zuhörer teilnehmen könnte. Folglich wurde meine Teilnahme aufgrund meiner prinzipientreuen Haltung gegen Auftritte unter der Schirmherrschaft eines kolonialen Siedlerstaates widerrufen – eine Entscheidung, die im Widerspruch zu Savvys angeblichem Engagement für Dekolonisierung steht.

Das Team von Cinelogue lehnte diese Bedingungen jedoch mit der Begründung ab, dass meine Einbeziehung für das Ziel des Programms, pro-palästinensischen Stimmen Gehör zu verschaffen, unerlässlich sei. Trotzdem verweigerte Savvy, vertreten durch drei Mitglieder der Verwaltung, wie mir eine:r ihrer Mitarbeiter:innen mitteilte, meine Teilnahme hartnäckig. Als Konsequenz wurde die Veranstaltung an einen anderen Ort, in die Spore Initiative, verlegt. Ich habe Savvy um eine formelle Entschuldigung für ihr Vorgehen gebeten, da ich eine psychologische Wiedergutmachung für unerlässlich halte. Bis jetzt ist dies jedoch nicht erfolgt.

Ich betrachte diese Absage nicht einfach als eine Sache des ‘Nicht-Partei-Ergreifens’ oder der Sorge um die Finanzierung, sondern vielmehr als einen vorsätzlichen Versuch, die pro-palästinensische Perspektive zum Schweigen zu bringen. Die Verwaltung von Savvy mag die Notwendigkeit des Schutzes ihrer Finanzierung betonen, aber sie lässt uns als Kunstschaffende, die sich für Palästina eingesetzt haben, den finanziellen und psychologischen Preis der Absage zahlen. Das fühlt sich eher wie eine Strafe für den Boykott des Apartheidstaates an, als eine Sorge um die finanzielle Stabilität. Gleichzeitig wirbt Savvy weiterhin damit, eine Bastion der Dekolonialität und eine Verfechterin marginalisierter Stimmen zu sein.

Place of Silencing: Berlin
Type of Institution: Arts & Culture
Institution: SAVVY Contemporary
Identity of Silenced Person: BIPoC
External Info Links: