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Nr. Datum der Silencing Institution Verstummte Person / Organisation
29.02.2024 Kunstverein Braunschweig 24-02-29_Johanna Hedva
Summary:

Kunstverein Braunschweig sagt Ausstellung von Johanna Hedva wegen Hedvas Verwendung des Begriffs „Genozid“ in einer Presseerklärung ab

Am 29. Februar 2024 sagte der Kunstverein Braunschweig die Soloausstellung Are You Willing to Break It der:des in Los Angeles und Berlin lebenden Künstler:in Johanna Hedva ab, die vom 16. März bis zum 2. Juni 2024 stattfinden sollte. Am 15. März teilte Hedva in einem Instagram-Post mit, dass die Ausstellung nicht aus „Kapazitätsgründen“ abgesagt wurde, wie auf der Website des Kunstvereins angegeben, sondern wegen Hedvas Unterstützung für ein freies Palästina.

Hedva erklärte, dass er:sie sich nach dem Aufruf zum Streik gegen deutsche Kultureinrichtungen „zu einem Gespräch mit dem Kurator [Benedikt Johannes Seerieder] und der Direktorin des Kunstvereins [Jule Hillgärtner] entschlossen“ habe. In diesem Gespräch hatten Seerieder und Hillgärtner Hedva versichert, dass sie ihn:sie unterstützen würden, wenn Hedva sich „in der Ausstellung explizit pro-palästinensisch“ positioniere. Als Hedva jedoch in einem intern geteilten Entwurf der Pressemitteilung den Ausdruck „andauernder Genozid“ verwendete, schlug die Direktorin vor, das Wort „Genozid“ in „Kriege“ zu ändern.

Nachdem Hedva den Begriff daraufhin in „unleugbarer Genozid“ abgeändert hatte, „ghostete“ der Kunstverein ihn:sie zwei Wochen lang und informierte Hedva dann per „unsignierter E-Mail“ vom allgemeinen E-Mail-Konto des Kunstvereins über die Absage. Hedva zufolge wusste die Direktorin nicht, dass diese E-Mail verschickt wurde.
Hedva merkte an, dass der Kurator seinen Vertrag nicht erneuern ließ und „abrupt mitten in der Produktion“ ausstieg. Die taz berichtete, dass Hillgärtner im März auch als Direktorin des Kunstvereins zurücktrat, wobei sie vom Vereinsvorstand Ende Oktober 2024 auch entlassen werden sollte. Beide äußerten sich nicht offiziell zu der Pressemitteilung, teilten Hedva jedoch mit, dass der „inoffizielle Grund“ für die Absage der Ausstellung die Verwendung des Begriffs „unleugbarer Genozid“ gewesen sei.

Place of Silencing: Braunschweig
Type of Institution: Arts & Culture
Institution: Kunstverein Braunschweig
Identity of Silenced Person: BIPoC
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