| Nr. | Datum der Silencing | Institution | Verstummte Person / Organisation | |||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 30.08.2024 | Deutscher Jazzpreis | 24-08-30_Curator NYC Noise | ||||||
|
Summary:
Deutscher Jazzpreis lädt New Yorker Kuratorin aufgrund von Palästina-Solidarität ausAm 8. Juli 2024 wurde ich eingeladen, bei der nächsten Ausgabe des Deutschen Jazzpreises als Fachjurorin mitzuwirken. Ich nahm dankend an, ein einführendes Meeting fand statt und ich begann, Listen zusammenzustellen. Am 15. August wurde ich zu einem „weiteren kurzen Zoom-Call“ eingeladen, der am 22. August stattfand. Die Geschäftsführerin Katja Lucker war dabei, und wir begannen eine unerwartete und ausführliche Diskussion über meine öffentliche Unterstützung für Palästina und PACBI (Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott von Israel). Auf jede von Luckers Zweifeln konnte ich gezielt eingehen: Als sie sagte, sie sei besorgt, dass ich israelische Musiker:innen nicht neutral beurteilen könne, erklärte ich, dass PACBI nicht für Einzelpersonen gelte, und nannte hervorragende israelische Jazz-Künstler:innen, die in New York leben; als sie sagte, es sei eine antisemitische Doppelmoral, Israel mehr zu kritisieren als zum Beispiel Russland, erklärte ich, dass es meine Priorität als Amerikanerin sei, die Verbrechen zu kritisieren, die von meiner eigenen Regierung finanziert werden, und dass ich dies an der Seite von vielen jüdischen Menschen tue; als sie negative Anekdoten über BDS und PACBI erwähnte, sagte ich, dass ich nicht dazu tendiere, die Organisationstaktiken von Menschen zu kritisieren, die jahrzehntelang unter Apartheid gelebt haben, dass ich sie aber bezüglich meiner eigenen Positionen beruhigen könne. Ich bestätigte, dass ich die Hamas nicht unterstütze, und fügte hinzu, dass ich nie gefragt wurde, ob ich die Terroristen vom 11. September unterstützt hätte, als ich gegen die Kriege im Irak und in Afghanistan protestierte, und bekräftigte, dass ich mich auf den Widerstand gegen das staatlich finanzierte Massenschlachten von Zivilist:innen fokussiere. Lucker äußerte ihre Sorge, dass andere Jurymitglieder und Geldgeber:innen mit meiner Teilnahme nicht einverstanden sein könnten woraufhin ich sagte, dass ich gerne mit allen Jurymitgliedern, Beirät:innen oder sogar Geldgeber:innen sprechen würde, um sicherzustellen, dass sie mit meiner Teilnahme einverstanden sind. Sie teilte mir schließlich mit, dass sie selbst schon einmal wegen ihrer Arbeit in Tel Aviv einem BDS-Boykott ausgesetzt war. Ich sagte ihr, dass direkte Partnerschaften wie diese sicherlich boykottiert würden, ich aber trotzdem nicht davon beeinträchtigt würde, weil PACBI nicht für sekundäre Boykotte gelte. Lucker deutete dann ausdrücklich an, dass sie mit mir zusammenarbeiten würden, wenn ich einfach die Unterstützung für PACBI oben auf meiner Website entfernen würde, und machte dabei deutlich, dass es etwas anderes wäre, wenn ich nur einmal etwas unterschrieben oder einen Beitrag in den sozialen Medien veröffentlicht hätte. Sie bat mich letztendlich zu bestätigen, dass ich die PACBI-Links nicht von meiner Website entfernen würde. Als ich ihr bestätigte, dass ich dies nicht tun würde, sagte sie, dass wir „ein Problem“ hätten, dass sie aber versuchen würde, andere Angehörige ihrer Organisation und/oder eine Person aus dem Kulturministerium anzurufen, die für ihre Finanzierung zuständig sei. Am 30. August schrieb mir Lucker erneut, um mir für unser Gespräch zu danken und mir mitzuteilen, dass sie die schwierige Entscheidung getroffen hätten, unsere Zusammenarbeit zu beenden.
|
||||||||