Crowdsourced-Archiv, das die zum Schweigen gebrachten Stimmen in Deutschland dokumentiert.
Nr. Datum der Silencing Institution Verstummte Person / Organisation
13.10.2023 Frankfurter Buchmesse 23-10-13_Adania Shibli
Summary:

Absage der Preisverleihung an die palästinensische Autorin Adania Shibli auf der Frankfurter Buchmesse durch Litprom e.V.

Am 13. Oktober 2023 gab der deutsche Literaturverband Litprom e.V. bekannt, dass die für den 20. Oktober vorgesehene Verleihung des LiBeraturpreises 2023 an die palästinensische Schriftstellerin Adania Shibli nicht stattfinden wird. Als Grund für diese Entscheidung nannten sie „den von der Hamas begonnenen Krieg, unter dem Millionen von Menschen in Israel und Palästina leiden“. Shibli sollte auf der Frankfurter Buchmesse für ihr Buch „Eine Nebensache“ geehrt werden, ein Roman, der sich mit der Nakba und den umfassend dokumentierten Gräueltaten der israelischen Armee während der Gründung des Staates Israel befasst. Die Entscheidung, die Veranstaltung abzusagen, wurde ohne die Zustimmung der Autorin getroffen, die die Zeremonie nutzen wollte, „um über die Rolle von Literatur in dieser entsetzlichen und schmerzhaften Zeit zu reflektieren”.

Über 1000 Literat:innen unterzeichneten einen offenen Brief zur Unterstützung von Shibli und gegen die Entscheidung, eine wichtige palästinensische Stimme zum Schweigen zu bringen, als sie am meisten gebraucht wurde. Sie erklärten: „Die Frankfurter Buchmesse hat als bedeutende internationale Buchmesse die Verantwortung, Raum für palästinensische Schriftsteller:innen zu schaffen, in dem diese ihre Gedanken, Gefühle und Reflexionen zur Rolle von Literatur in diesen schrecklichen Zeiten mitteilen können – nicht, sie zum Schweigen zu bringen."

Bis heute hat Litprom noch keinen neuen Termin für die Preisverleihung bekannt gegeben. Neben der Verschiebung der Preisverleihung an Adania Shibli erklärte die Frankfurter Buchmesse ihre volle Solidarität mit Israel und ihre Absicht, während der Buchmesse mehr Raum für israelische und jüdische Stimmen zu schaffen. Diese Absage war eine der ersten in einer Reihe von Absagen, die in Deutschland nach den Anschlägen vom 7. Oktober erfolgten. Während die Welt Zeugin des Echtzeit-Völkermordes in Gaza wurde, machten die deutschen Institutionen – sowohl die politischen als auch die kulturellen – diese Tatsache sehr deutlich: Es wird vorerst keinen Platz für palästinensische Stimmen und Fürsprache in Deutschland geben.

Place of Silencing: Frankfurt am Main
Type of Institution: Arts & Culture
Institution: Frankfurter Buchmesse
Identity of Silenced Person: BIPoC, Palestinian / Palestinian heritage
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